Wir haben es ja gewusst: Wie Human Rights Wacht jetzt aufgedeckt hat, werden Menschen in China nicht nur überwacht. Die ganzen dabei gesammelten – richtig umfassenden – Daten werden darüber hinaus in einer eigenen App zusammengeführt, mit anderen Datenbanken verbunden und dienen quasi als Alarm für „verdächtiges Verhalten“. Darunter fallen beispielsweise zu hoher Energieverbrauch oder zu lange Auto-Abstinenz …
Die Menschenrechtsorganisation hat sich die Überwachungs-App der Behörde genau angesehen. Mittels Reverse Engineering wurde sie zerlegt und analysiert, was genau die App eigentlich macht. Mit einem traurigen Ergebnis: Die App wird dazu verwendet, Daten des großen chinesischen Überwachungsapparates zusammenzutragen. Ihre User – also die Polizei & Co – können dort Daten über Bürger eingeben. Gefragt sind nicht nur harmlose Infos wie Namen, sondern auch Ausbildung, Blutgruppe, Religion etc. Insbesondere Informationen zur Religion interessieren die App – so sind Auslandsaufenthalte oder eine zu große Zahl an Kindern von besonderer Bedeutung.
Alarm, wenn zu viel Strom verbraucht wird oder zu wenig Auto gefahren
Human Rights Watch hat aber neben den Datensammeln auch andere pikante Funktionsweisen der App enthüllt. So agiert die App nicht für sich alleine, sondern ist anscheinend auch mit weiteren Datenbanken verbunden. Wäre ja auch zu schade, die Daten nicht umfangreicher nutzen zu können … Die Daten werden also verknüpft und die Nutzer erhalten zum Beispiel eine Nachricht, wenn der Stromverbrauch eines Bürgers „verdächtig hoch“ ist. Sogar wenn ein Auto eine Zeit lang nicht mehr in der App auftaucht, geht ein Alarm an die Polizei. Und auch wenn eine andere Person als der registrierte Eigentümer das Auto betankt ergeht eine Warnung an die Behörden.
Keine Lust auf einen Tratsch mit dem Nachbarn? Dann bist du verdächtig!
Ebenfalls auf der Watchlist sind Menschen, die sich nicht oft genug mit ihren Nachbarn auseinandersetzen oder statt kameraüberwachten Vordertüren andere Ein- bzw. Ausgänge nutzen. Und auch bestimmte Apps wie WhatsApp können bei den Behörden einen Alarm auslösen. Was schließen wir daraus? Dass die Smartphones der Bürger keineswegs privat sind, sondern von den Usern ausspioniert werden. Die App wird übrigens in der Region Xinjiang eingesetzt, um die Minderheit der Uiguren noch umfassender überwachen und unterdrücken zu können. China selbst sieht seinen ganzen Überwachungsapparat als „Verhinderung von Terrorismus“.
Derartige Methoden sogar in China gegen das Gesetz?
Wir wissen ja, dass die Gesetze in China derartige Überwachungsmethoden nicht nur erlauben, sie heißen sie auch gut. Im Fall der Überwachungs-App ist Human Rights Watch aber der Meinung, dass diese selbst im Spionage-Staat China gesetzeswidrig ist. Die Menschenrechtsorganisation ruft daher das Ausland dazu auf, gegen diese Vorgehensweise einzuschreiten und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.
Quelle: heise.de; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 3. Mai 2019