Im Twitter-Adventskalender-Hack ist es den Behörden gestern gelungen, den Schuldigen zu fassen. Es handelt sich dabei keineswegs um einen hochdekorierten Hacker, sondern „nur“ um einen deutschen Schüler, der sich über Promis und Politiker geärgert hatte und sich auf dem Wege des Datenleaks rächen wollte.
Was tun, wenn man sich über jemanden ärgert? Für einen 20jährigen deutschen Schüler war diese Frage ganz leicht beantwortet: Man hacke mal eben die Daten der Person, veröffentliche diese und stelle den Betroffenen damit bloß. So der Hintergrund des Cyberangriffs, der momentan ganz Deutschland bewegt. Ein bis jetzt Unbekannter hatte im Dezember unter dem Account „Orbit“ einen Twitter-Adventskalender veröffentlicht, der zu persönlichen Daten und privater Kommunikation von fast 1.000 deutschen Promis und Politikern führte. Darunter beispielsweise Til Schweiger oder Angela Merkel. In den meisten Fällen veröffentlichte der Hacker „nur“ Adressdaten, von 116 Personen auch sensible Dokumente wie Kreditkartendaten.
Gestern hatte das BKA nach einer Hausdurchsuchung am Sonntag einen Verdächtigen festgenommen. Dieser hatte seine Schritte nicht perfekt getarnt, so BKA-Chef Holger Münch: „Er hat Spuren hinterlassen und es uns nicht so schwer gemacht.“
„Sehr computeraffiner Beschuldigter“
Der 20-jährige Schüler aus Hessen, der noch zuhause wohnt, hat alles gestanden. Seine Tat begründete er mit einem „allgemeinen Unmut über öffentliche Äußerungen von Prominenten und Politikern,“ so BKA-Leiter Holger Münch. Als Strafe wollte er die Betroffenen bloßstellen. Der Hacker sei laut Oberstaatsanwalt ein „sehr computeraffiner Beschuldigter“.
Hacking-Methoden genutzt, keine Malware
Muss er auch sein, denn so einfach stellt sich ein dermaßen groß angelegter Datendiebstahl nicht dar – „ein gewisser technischer Sachverstand“ wäre laut Staatsanwalt Ungefuk schon notwendig gewesen. „Letztlich ist er auf ausgeklügelte Art und Weise an die Daten gekommen.“ Wie genau der Hacker vorgegangen ist, weiß man noch nicht im Detail bzw. möchte nicht zu viel dazu sagen, um nicht Infos zum Nachahmen herauszugeben. Schadsoftware war laut BKA-Chef Münch nicht im Spiel, sondern „Hacking-Methoden, um Passwörter zu überwinden“.
Jedenfalls gehen die Ermittler aber nicht – wie zuvor angenommen – von einer politischen Tat aus. Der Täter zeigt sich reuig und ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß, da keine Fluchtgefahr besteht. Es sollen keine weiteren Täter an dem Cyberangriff beteiligt gewesen sein.
Daten nach wie vor im Netz
Dass der Hacker gefasst ist, ist natürlich erfreulich. Allerdings tummeln sich die Infos aus dem Cyberangriff nach wie vor im Netz: „Die Löschung der geleakten Dokumente dauert an“, so Seehofer. 8,3 Gigabyte Daten wurden vom BKA sichergestellt und bei über 50 Hostern um Löschung der Daten ersucht, was großteils auch passiert ist. Wie wir immer sagen: Sind deine Daten erst mal im Netz, hast du sie nicht mehr unter Kontrolle!
Bei dem Datenleak handelt es sich laut Schönbohm allerdings um einen „rein quantitativ kleinen Vorfall“. Wenn man diesen Hack mit jenem der Marriott-Hotels 2018 vergleicht, stimmt das natürlich. Damals wurden Daten von 500 Mio. Gästen kompromittiert.
Jedenfalls möchte die Regierung zukünftig an der Vermeidung solcher Leaks arbeiten und ein verbessertes „Cyber-Abwehrzentrum plus“ umsetzen sowie ein Früherkennungssystem „zum Schutz vor Datenabfluss“ schaffen.
Quelle: Standard Online, golem.de; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 9. Januar 2019