Dass China seine Bürger mit Überwachungsmaßnahmen erzieht, ist längst kein Geheimnis mehr. Nun beweist ein neues Datenleck, dass das Ausmaß der Spionage vor nichts und niemandem Halt macht. Völlig unbescholtene Chinesen leben ohne Privatsphäre.
Anonymität ist in China ein unerreichbarer Traum
Das Land der Mitte assoziieren wir inzwischen nicht mehr mit leckeren Reisgerichten, riesigen Menschenmassen und farbenfrohen Drachen sondern mit dem Verfall der Anonymität. Möchte man heutzutage wissen, ob chinesische Menschen tatsächlich kein „R“ aussprechen können, fragt man am besten beim Geheimdienst. Dieser belauscht nämlich sämtliche Gespräche. Ein Land, in dem die Nutzung von VPN per Gesetz verboten ist, kann eigentlich kaum mehr etwas schocken. Außer, wenn wieder einmal neue, erschreckende Details ans Licht kommen. Diesmal entdeckten die Niederländer ein Leck und hielten erschreckende 364 Millionen Datensätze in der Hand.
Welche Informationen sammelt Chinas Regierung?
Dazu wurde der Entdecker des Datenlecks von der gemeinnützigen GDI-Stiftung, Herr Victor Gevers befragt. Die Antwort macht betroffen, obwohl die Tatsache der staatlichen Überwachung bereits länger bekannt ist. Gewöhnen können und möchten wir uns daran nämlich nicht. Es handelt sich um eine bunte Mischung aus Informationen, die mit Onlinekonten verbunden waren. Auch die überwachten Personen waren bunt gemischt, also augenscheinlich nicht nach besonderen Kriterien ausgesucht, sondern schlicht unter Generalverdacht gestellt und schamlos bespitzelt. Neben GPS-Daten und Personalausweisnummern fanden sich auch ganz normale Chatverläufe und private Nachrichten darunter.
Was passiert in China, wenn jemand auf „Eigene Dateien“ klickt?
Wahrscheinlich fällt dann jedes Mal irgendwo ein Spitzel lachend vom Stuhl. Einfach alles, was sich auf dem PC oder Smartphone befindet, steht unter Beobachtung. Das beweisen die übertragenen Datensätze im neuesten Fund. Für jeden Menschen, der seine Persönlichkeitsrechte zu schätzen weiß, dürfte das einfach nur blankes Entsetzen hervorrufen. Wenn Jugendliche chatten und ihre Nachrichten zuerst auf dem Schreibtsisch der Strafverfolgungsbehörden und zu guter Letzt in irgendeinem Leak wissen, dann hat das schon recht deutliche Endzeittendenzen. Täglich wird offenkundig mit tausenden Daten so verfahren. Nur die Schnüffler selbst wissen, wie sich sich bei der Ausübung ihres Jobs fühlen. Wir können auch zum Glück noch nicht nachempfinden, wie die chinesische Bevölkerung mit der massenhaften Verletzung ihrer Rechte umgehen.
Die machen nur ihren Job
„Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“ scheint in China kein bekanntes Sprichwort zu sein. Die Behörden schweigen eisern zu kritischen Nachfragen aus Europa, die Polizei antwortet knapp, es sei eben die beste Lösung. Der Verwaltungsaufwand muss selbstverständlich enorm sein, denn China ist nun auch nicht gerade für eine gerine Bevölkerungszahl bekannt, im Gegenteil. Fleißig sind sie auch, und so wird der Wahnsinn auch noch schön säuberlich organisiert. Die Integration eines Internetcafe-Management-Systems wie zum Beispiel das der Marke Headbond ist ein glänzendes Beispiel für die Disziplin, die bei der Verrichtung der Arbeit an den Tag gelegt wird. Wer ein Internetcafe betreibt, hat nun fein säuberlich das „relevante“ Online-Verhalten seiner Gäste nebst Identität zu dokumentieren, damit die Behörden jederzeit Zugriff darauf erhalten können. So ist es Gesetz und womöglich macht es auch den tristen Alltag manchmal etwas bunter, wenn immer genug Schmökerstoff jeglicher Art frei verfügbar ist. Wir prüfen unterdessen reflexartig , ob unser VPN ein Update benötigt und hoffen inständig, dass es bei uns niemals so weit kommt.
Quelle: DerStandard.at; Foto: pixbay.com
Erstellt am: 24. März 2019