Mit der Ehrlichkeit nimmt es Facebook anscheinend nicht so genau. Wieder einmal. Denn nun hat der Konzern den Prozentsatz jener Teenager, die seine Forschungs-Spyware nutzten, nach oben korrigiert. War zuerst von weniger als 5 % die Rede, sind es nunmehr 18 %. Sie alle lieferten gegen Geld ihre Daten und Privatsphäre an Facebook aus …
Wie eine kürzliche TechCrunch-Investigation enthüllte, hat Facebook Usern Geld bzw. Gutscheine dafür geboten, via der Spyware App „Facebook Research“ Daten an den Konzern weiterzuleiten. Zu Marktforschungszwecken. Unter den teilnehmenden Usern waren auch Jugendliche. Laut Facebook „weniger als 5 %“. Diesen Prozentsatz gab der Konzern nach der Enthüllung Ende Jänner offiziell an.
Ebenfalls zu diesem Zeitpunkt behauptete Facebook, die Forschungs-App aus dem iOS Store entfernt zu haben. Dabei handelte es sich um eine Lüge. Denn Apple selbst hatte die App blockiert, weil Facebook Entwickler-Zertifikate dafür missbrauchte.
Gegenüber US-Senator wird Facebook plötzlich ehrlich
Das war Lüge Nummer 1 zu diesem Thema. Lüge Nummer 2 betrifft, wie nun herausgekommen ist, die Anzahl der Teenager. TechCrunch liegen die Antworten von Facebook auf einen Brief von Senator Mark Warner vor. Er hatte Mark Zuckerberg geschrieben, weil er vom Mangel an Transparenz des sozialen Netzwerks gegenüber seinen Nutzern – vor allem in Bezug auf „Forschung“ – sehr frustriert sei.
Alles zusammengerechnet doch 18 %
Daraufhin folgt eine Antwort von Facebook mit folgendem Inhalt: „Zum Zeitpunkt der Beendigung der Facebook Research App waren weniger als 5 % der User, welche ihre Daten durch dieses Programm teilten, Teenager. Analysen zeigen, dass die Anzahl ca. 18 % beträgt, wenn man sich den kompletten Lebenszyklus des Programmes ansieht und auch Menschen hinzuzählt, welche inaktiv wurden oder die App deinstalliert haben.“
Nochmals kurzgefasst: Nicht 5, sondern 18 % der User waren Teenager. Ein kleiner Unterschied, würden wir mal sagen. Facebook hat also entgegen seinen Beteuerungen weder den Zugang für Teenager eingeschränkt, noch war nur ein minimaler Prozentsatz in den Datenkauf involviert.
User wurden nur vage über die Verwendung ihrer Daten informiert
Senator Warner fragte Facebook auch, ob den Usern gesagt worden sei, dass ihre Daten zu Marktforschungszwecken verwendet wurden – inklusive um Mitbewerber zu tracken. Darauf antwortete Facebook, dass es Usern niemals etwas über das Tracken von „Mitbewerbern“ mitgeteilt habe. Rund um diese Frage führte der Konzern einen Eiertanz auf, um auszuweichen. So wäre den Usern bei der Registrierung gesagt worden, dass die Daten dem Unternehmen helfen würde, zu „verstehen wie Menschen mobile Apps verwenden“; um „Services […] zu verbessern“ und „neue Features für Millionen von Menschen weltweit zu lancieren“.
Keine Einverständniserklärung nötig, einfach Haken setzen reichte aus
Ebenfalls am 29. Jänner hatte Facebook Reportern gesagt, dass sämtlich teilnehmenden Teenager über eine Einverständniserklärung der Eltern verfügten. Gegenüber Warner gab das soziale Netzwerk jedoch zu, dass „potenzielle Teilnehmer bestätigen mussten, über 18 Jahre alt zu sein oder einen anderen Nachweis als Einverständnis der Eltern erbringen mussten. Aber die Verkäufer verlangten keine unterschriebene elterliche Einverständniserklärung von Teen-Usern.“
In einigen Fällen brauchten die Teenager nur einen Haken in der Box zu setzen, welche das elterliche Einverständnis abfragte. Es gab keinerlei Verifikation des Alters des Users oder dass seine Eltern tatsächlich einverstanden waren. Hört sich doch auch gleich wieder völlig anders an, oder? Hier findest du die gesamte Antwort von Facebook an Senator Warner sowie dessen Originalschreiben.
Krisen-PR wichtiger als echte Maßnahmen
Wieso aber gibt Facebook diese Lügen nun gewissenermaßen zu? Ganz einfach: Der Senator hat die Macht, den Tech-Giganten zu regulieren. Deshalb musste sich Facebook etwas bewegen. Wenn es sich nicht gerade um mächtige Politiker geht nimmt es der Konzern mit der Wahrheit aber nicht so genau … Traurig, aber anscheinend wahr. Facebook bemüht sich mehr um positive Berichterstattung bzw. Krisen-PR, als um das tatsächliche Beheben von Missständen wie wiederholtem Datenmissbrauch. Ansonsten wird sich wohl die selbst verschuldete Desaster-Spirale für Facebook ewig weiterdrehen …
Quelle: TechCrunch; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 3. März 2019