Facebook würde nur allzu gern alles über seine Nutzer wissen. Auch, was diese auf anderen Webseiten und bei anderen Diensten so treiben. Dieses Wissen lässt sich der Konzern auch etwas kosten. So berichtet TechCrunch, dass Facebook User heimlich dafür zahlt, den VPN „Facebook Research“ zu installieren. Dieser saugt sämtliche Daten vom Smartphone des jeweiligen Nutzers und zeichnet auch seine sämtlichen Webaktivitäten auf.
Facebook hat bereits Erfahrung mit derartigen Diensten zum Daten sammeln: Bereits im Juni wurde die „Facebook Research“ sehr ähnliche App „Onavo Protect“ von Apple aus seinem App-Store verbannt. Sie versteckte sich unter dem Deckmantel einer VPN-Verbindung, die dem User mehr Sicherheit versprach. Wie auch immer das mit Sicherheit gemeint war: Nebenbei saugte die App aber auch Infos darüber ab, welche anderen Services bei den Usern hoch im Kurs standen.
Ziel: Daten zum User-Verhalten sammeln
Dieses Problem hat Facebook bei seiner neuen Spionage-App gleich von vornherein ausgeschaltet. So haben die Recherchen von TechCrunch ergeben, dass der Konzern den App Store umgeht und „Facebook Research“ trotzdem auf iPhones installiert. Wie der Name schon verrät, betreibt Facebook damit „Forschung“. Die Telefonaktivitäten werden kurzerhand entschlüsselt und analysiert. Ziel ist, Daten zum Userverhalten und -gewohnheiten zu sammeln. Das hat das soziale Netzwerk gegenüber TechCrunch auch zugegeben.
Unter den „Kunden“ der App sind auch zahlreiche Teenager
Es gibt sogar Geld dafür: Bereits seit 2016 zahlt Facebook Usern im Alter von 13 bis 35 Jahren 20 Dollar pro Monat sowie Empfehlungsboni – sofern sie die App „Facebook Research“ installieren. Diese gibt es natürlich nicht nur für iPhones, sondern auch für Android. Um die ordnungsgemäße Installation zu überprüfen verlangte Facebook von einigen Usern sogar einen Screenshot ihrer Amazon Bestellhistorie.
Zugriff auf Chats, Webseiten, Fotos u. m.
Sobald die App auf dem jeweiligen Telefon installiert ist, hat sie u.a. Zugriff auf Videos und Fotos, Chats aus verschiedenen Messengern, die Namen besuchter Webseiten und auch Ortungs-Daten. Dies berichtete ein IT Security-Experte TechCrunch. Was genau Facebook damit erforschen will, ist ebenfalls nicht ganz eindeutig. Die Fülle an Daten reicht jedenfalls dazu aus, die Privatsphäre eines Users komplett zu durchleuchten und auch zu analysieren.
Mittlerweile hat Facebook gegenüber TechCrunch angegeben, die iOS-Version der App zu aufgrund der Enthüllungen zu schließen. Vielleicht war dem sozialen Netzwerk das Thema zu heiß. Was mit der Android-App passiert – noch unklar. Zwischenzeitlich hat Apple selbst „Facebook Research“ aus seinem App-Store verbannt.
Zuckerberg: User wussten Bescheid
Facebook-Chef Mark Zuckerberg sieht das Ganze gelassen. Wieder mal. Es handle sich eben um eine Forschungsstudie. Das wüssten die User auch. Ebenfalls über das Sammeln ihrer Daten würden sie informiert. Dürfen Teenager ihre Daten überhaupt verkaufen? Nein – aber hier lasse man sich von den Eltern das Ok geben.
Aus dem Nutzerverhalten lässt sich klarerweise viel lernen. Das ist wiederum für Werbekunden sehr interessant. Womit wir auch wieder bei Facebooks Geschäftsmodell wären. Daten. Kaufen, verkaufen, verschenken … Hauptsache, möglichst viel über den User wissen. Wenn dir deine Privatsphäre lieb ist, solltest du einen derartigen „Forschungs-Pakt“ mit dem Datenkraken-Teufel eher vermeiden …
Quelle: techcrunch.com, kurier.at; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 1. Februar 2019