Heutzutage verwenden Kinder Mobilgeräte mindestens eine Stunde pro Tag. Aber nur wenige Eltern machen sich Gedanken darüber, welche Werbeinhalte in Kinder-Apps integriert sind. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass Tausende der beliebtesten kostenlosen Kinder-Apps im Google Play-Store junge Nutzer auf illegale Weise verfolgen können, also ohne Elternerlaubnis.
Laut einer Studie von Forschern der University of Michigan enthalten 95 % der überprüften Apps für Kinder (also 129 von 135) mindestens eine Werbeform. Dazu gehört die Verwendung kommerzieller Zeichen, Werbevideos, Pop-Ups und Banner, die Kinder-Inhalten meistens nicht entsprechen und oft direkt zum Online-Kauf animieren. Sogar bei Apps, die für Lernzwecke genutzt werden sollten, sind die Zahlen ähnlich wie bei anderen Kategorien. Die Statistik zeigt auch, dass in kostenlosen Apps die Werbung deutlich häufiger vorkommt (100 % gegenüber 88 % der bezahlten Apps).
Apps übertragen Standortdaten
Die Analyse von 5.855 der am häufigsten heruntergeladenen Kinder-Apps zeigte, dass die schlimmsten Straftäter (etwa 5 % der erforschten Apps), auf Standort oder Kontaktdaten ohne Elterneinwilligung zugreifen. Fast 20 % der Apps verwenden Tracking-Software, die Nutzungsbedingungen für Kinder und Datenschutzregeln widersprechen. Einige Apps übertragen Standortdaten, Informationen, wohin man geht und wo man eventuell wohnt, warnen die Forscher von University of California’s International Computer Science Institute.
Identifikation des Gerätes möglich
Es besteht auch die Gefahr, mit Hilfe von Informationen, die von einigen Apps übertragen werden, Namen, Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Seriennummern oder andere Codes erhalten, das Gerät zu identifizieren. Selbst wenn die erfassten Daten nur eine Reihe von Zahlen und Buchstaben als Teil eines Identifikationscodes enthalten, könnten Tracking-Unternehmen mit Drittanbietern diesen Code mit anderen gesammelten Informationen verknüpfen und ein vollständiges Benutzerprofil erhalten.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam das Forschungsteam der University of Oxford, das auch feststellte, dass die meisten Tracker zu wenigen Anbietern gehören. Tracker der Google-Mutter Alphabet werden in 88,44 % aller Apps eingesetzt. Facebooks Anteil liegt bei 42,55 %, Twitter kommt auf 33,88 % und weiter Verizon (26,27 %), Microsoft (22,75 %) und Amazon (17,91 %).
Mit welchen Apps sollte man besonders vorsichtig sein?
Wie gesagt, fanden die Forscher heraus, dass die durchschnittliche Tracker-Anzahl pro App 10 beträgt und dass 90,4 % der Apps mindestens einen Tracker enthalten, während in 17,9 % Apps mehr als 20 Tracker implementiert sind. Dabei sind die folgenden Apps-Kategorien am häufigsten getroffen: bei News und Familien-Apps ist die Tracker-Anzahl am höchsten, und über 20 % der Apps der Top-Kategorien News, Family und Games & Entertainment sind mit mehr als 10 Tracker-Unternehmen verbunden. Mittlerweile ist die niedrigste Tracker-Anzahl bei Apps, die zu solchen Kategorien wie Productivity & Tools, Education, Communication & Social und Health & Lifestyle gehören.
Durch die Länder-Analyse ergab sich die Möglichkeit festzustellen, wo die Tracker-Unternehmen ansässig sind. Mehr als 90 % aller Apps enthalten mindestens einen Tracker, der im Besitz eines in den USA ansässigen Unternehmens ist. Die häufig betroffenen Orte sind dann China, Norwegen, Russland, Deutschland, Singapur und Großbritannien.
Liebe Eltern: Passt auf, welche Apps eure Kids nutzen!
Da News- und Kinder-Apps die meisten Tracker enthalten, sollten diese Studienergebnisse Eltern auf die Auswahl der Kinder-Apps bzw. auf ihre Sicherheit aufmerksam machen. Das Tracking von Drittanbietern ist also zu einem internationalen Phänomen geworden, wobei viele Tracker in Ländern außerhalb der EU sitzen. Die Frage, ob deren Handlungen gegen die DSGVO der EU verstoßen oder nicht, ist bis jetzt offen geblieben.
Quelle: ZDNet.de; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 16. Januar 2019