Käfer war gestern, heute ist Wanze. Connected Cars, also smarte Autos mit Internetzugang, helfen bei der Navigation und bieten viel Unterhaltung. Wieso haben wir nur geahnt, dass die topmoderne Fahrzeugausstattung von Geheimdiensten und Polizei als Einladung zur Überwachung missverstanden wird? Die Bestätigung erfolgte nun durch das Innenministerium. Da bekommt doch der Begriff „Regierungsfahrzeug“ gleich eine ganz neue Bedeutung, oder?
Das 5G-Zeitalter steht bevor. Wie wäre es mit dem rollenden Smartphone?
Wenn du dir betrachtest, was die Autos von heute so drauf haben, fühlst du dich vielleicht an K.I.T aus Knight Rider erinnert. Über SIM-Karte oder Bluetooth nimmt der fahrbare Untersatz Kontakt zur Außenwelt auf, streamt Geschehnisse, setzt bei Bedarf einen Notruf ab, bucht mal eben die Maut in voller Fahrt, hilft dir beim Einparken, erzählt dir, wo der nächste Stau wartet und erkennt Verkehrsschilder. Bislang gab es diesbezüglich noch eine kleine Spaßbremse, und zwar den UMTS-Mobilfunkstandard. Sobald die Netzwerkgeschwindigkeit mithalten kann, wundere dich nicht, wenn dir dein Auto einen Zettel an die Garagentür hängt „bin mal eben auf ein Ölchen an der Tanke“.
Spionage auf Rädern
Du hast richtig gelesen, bei den Connected Cars wurde bereits an alles gedacht und überflüssig wirst eigentlich nur du selbst als Fahrer. Das wäre aber nur der halbe Spaß für den Geheimdienst. Die vielen Sensoren, Kameras und Mikrofone sind nämlich ein Schlaraffenland für die Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich ZITiS. Die 105 Angestellten geben jährlich mindestens 35 Millionen Euro aus, um dir so feine Überwachungstechnologien wie Staatstrojaner unterzujubeln. Sobald morgens dein Handywecker bimmelt, beginnt die Überwachung. Das Auto soll dann die nächste Adresse sein, um Daten über dich zu sammeln. Fühlst du dich also manchmal einsam, vergiss Hund und Katze. Kauf dir einfach ein vernünftiges Auto und du bist niemals allein!
Innenministerium lässt sich die Wahrheit mühsam aus der Nase ziehen
Bislang sind nach offiziellen Angaben vier Staatstrojaner bekannt, mit denen das BKA „arbeitet“. So richtig raus mit der Sprache möchte scheinbar niemand, was aus Perspektive der Profi- Schnüffler irgendwie einleuchtet. Ist sicherlich viel unterhaltsamer und aufschlussreicher, wenn sich der Beschnüffelte ganz unbeobachtet fühlt. Man sollte meinen, dass wenigstens der Bundesbeauftragte für Datenschutz genauer hinsieht, was von unserer Anonymität noch übrig ist. Tut er aber auch nicht wirklich! In diesem informativen Artikel erfährst du, wie sehr der Staat dich schon beobachtet.
BKA genießt und schweigt
Dafür recherchieren immerhin der Chaos Computer Club und der Linken-Abgeordnete Thomas Nord. Aus dem Innenminsisterium erhielt dieser die Antwort: „Der Aufbau von Fähigkeiten zur forensischen Untersuchung auch von ‚Connected Cars‘ und das Vorhalten entsprechender Kapazitäten sind von der Aufgabenerfüllung von ZITiS umfasst“. Aha, da haben wir es doch. Trojaner im Auto und Wanzen im Handschuhfach sind nicht nur Realität, sondern auch von der Regierung so gewollt. Nur die Öffentlichkeit soll doch bitte den Mund halten.
Trojaner am Steuer – Ungeheuer!
Es ist kein Geheimnis, dass jegliche Informationstechnik angreifbar ist. Nicht umsonst informieren wir unsere Leser unaufhörlich über die Unverzichtbarkeit von VPNs. Wenn Persönlichkeitsrechte und Datenschutz verletzt werden, geht dich das sehr wohl etwas an. Seit dem Jahre 2015 dürfte zweifellos deutlich sein, dass das Hacken von Autos noch viel größere Gefahren birgt als eine bloße Grundrechtsverletzung. Damals haben Forscher unmissverständlich bewiesen, dass sich Fremde in die Steuerung des Fahrzeugs einhacken und es komplett inklusive Bremsen und Lenkrad kontrollieren können. Was soll man dazu noch sagen? Ich für meinen Teil gehe jetzt lieber einmal selbst einparken üben, so ganz ohne smarte Hilfsmittel.
Quelle: Netzpolitik.org; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 31. März 2019