Wir hatten Alexa immer schon im Verdacht, in Wirklichkeit eine Spionin zu sein. Das ist sie auch – zumindest in Sachen Produktverbesserung: Denn ein globales Team Tausender Amazon-Mitarbeiter hört sich tagtäglich Aufzeichnungen der gesamt Millionen Alexa-Kunden an, um der sprachgesteuerten Assistentin bei der Befehlserkennung zu helfen. Von dieser Abhöraktion wissen die User aber natürlich wieder einmal nichts.
Millionen von Menschen vertrauen auf die Hilfe von Echos wie Alexa – letztes Jahr wurden laut einer Studie weltweit 78 Millionen Smart Speaker gekauft. Wiederum Millionen andere nicht, denn es könnte ja jemand mithören. Das müssen wir aufgrund eines Berichts von Bloomberg leider bestätigen: JA, es hört jemand mit! Amazon beschäftigt nämlich Tausende Mitarbeiter, welche die Leistung der Echos verbessern sollen. Das Team in Indien, Costa Rica, Boston und Rumänien hört sich hierfür Aufzeichnungen an, die von Kunden in ihrem Zuhause, im Büro etc. gemacht wurden. Die Aufzeichnungen werden transkribiert, ausgewertet und dann wiederum der Software zugeführt, um Lücken im Sprachverständnis von Alexa zu füllen und dafür zu sorgen, dass sie Befehle besser versteht.
Ein einzelner Mitarbeiter analysiert bis zu 1.000 Aufzeichnungen pro Tag
Das bedeutet aber natürlich auch, dass diese Mitarbeiter ALLES hören. Private und vertrauliche Gespräche, aber auch, wenn jemand um Hilfe ruft, berichtet Bloomberg. Sogar Namen und Kontodaten sind dabei, so die Quellen. In derartigen Fällen handle es sich um „kritische Infos“, die markiert und ausgelassen werden sollen. Vermeintliche Verbrechen, sexuelle Übergriffe – die „Lauscher“ hören so einiges. Ein einzelner Mitarbeiter analysiert bis zu 1.000 Aufzeichnungen pro Tag. Dabei hört er nicht nur einfache Befehle. 100 der täglichen Aufzeichnungen passieren OHNE Aktivierungswort, viele der Nutzer fragen ab und an: „Alexa, hört uns noch jemand zu?“ oder, noch besser: „Alexa, arbeitest du für die NSA?“
Kunden werden über diese interne Spionage nicht informiert!
Dass es eine derartige „Überwachung“ gibt, wissen die Kunden wieder einmal nicht. Auch die Nutzungsbedingungen erwähnen kein Wort davon. Es wird zwar kommuniziert, dass die Alexa-Befehle zur Verbesserung der Spracherkennung verwendet werden. Aber dass dies über „echte“ Menschen, die alles verstehen, geschieht, steht nirgends.
Lassen sich die Aufzeichnungen den Kunden zuordnen?
Nichtsdestotrotz entspricht das Abhören der Aufzeichnungen aber der Wahrheit. Amazon hat dies bestätigt. Allerdings weist der Konzern darauf hin, nur eine „sehr kleine Auswahl“ zu analysieren, um die Kundenerfahrung zu optimieren. Es sei den betroffenen Mitarbeitern auch nicht möglich, Aufzeichnungen tatsächlich Kunden zuzuordnen. Dem widerspricht, dass Bloomberg hat Screenshots von Alexa-Datensätzen zu Gesicht bekommen hat, die sehr wohl eine Kundennummer, den Nutzer-Vornamen und die Geräte-Seriennummer beinhalteten. Derartige Datensätze unterlägen aber strengster Vertraulichkeit, so Amazon.
So kannst du die Analyse deiner Aufzeichnungen deaktivieren!
Wenn du keine Lust darauf hast, dass deine Kommunikation mit Alexa abgehört und analysiert wird, kannst du diese Funktion auch abschalten. Hierfür gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder gehst du im Alexa App-Menü auf Einstellungen/Alexa-Konto/Alexa Datenschutz. Dort scrollst du ganz hinunter bis zu Legen Sie fest, wie Ihre Daten Alexa verbessern sollen. Am besten deaktivierst du beide erfassten Optionen.
Oder du gehst direkt auf die Amazon-Webseite und loggst dich erst mal in dein Konto ein. Dort findest du unter Digitale Inhalte und Geräte nochmals die Option Inhalte und Geräte. Hier wiederum verbirgt sich Alexa Datenschutz und darunter Legen Sie fest, wie Ihre Daten Alexa verbessern sollen. Und jetzt: Abschalten und Privatleben wieder privat sein lassen! Wenn schon Alexa so einiges mitbekommt – anonyme Amazon-Mitarbeiter sollen das nicht!
Quelle: Bloomberg; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 23. April 2019