Das Internet ist in Gefahr. Das Internet wird gelöscht. Rettet das Internet. Derartige Schreckensmeldungen begleiten uns seit geraumer Zeit. Es ist etwas im Gange. Urheberrechtsreform, Uploadfilter, Artikel 11, Artikel 13, Aufschrei aus allen Ecken – vor allem aus der kreativen Abteilung. Die Einschränkung der Freiheit im Internet, der Informationsfreiheit und der Untergang der künstlerischen Freiheit ist vielen Gegnern ein Dorn im Auge. Die Urheberrechtsreform war eigentlich eine beschlossene und abgesegnete Sache. Zumindest hat man sich im September 2018 hochformell darauf geeinigt, dass die darin enthaltenen Punkte zum Wohl der Gesellschaft und der Rechteinhaber sei. Und jetzt?
Es war einmal eine Idee
Die Idee, dass sowohl die Rechte als auch die Inhalte von Rechteinhabern im Netz im Vordergrund stehen, respektiert, lizenziert und bezahlt werden, war gut. Die rechtliche Grundlage dafür wurde dann mit der Urheberrechtsreform geschaffen und gerade als man sich auf die Schulter klopfen wollte, kam der große Aufschrei. Plötzlich hagelt es Kritik von allen Seiten und selbst diejenigen, die dafür waren, werden nur noch von Zweifeln geschüttelt.
Google erwägt Rückzug
Für Google steht schon länger ein Aus für Google News im Raum. Der Internetkonzern hat sich gegen die neuen Regelungen gestellt. Warum eigentlich?
Wenn die Linksteuer am Steuer sitzt
Das Leistungsschutzrecht und die Linksteuer sind der Grund für zahlreiche Kontroversen. Verlagen könnte für die Veröffentlichung eines Beitrags eine Lizenzgebühr zustehen, wenn neben einem Link noch ein Auszug angezeigt wird. Und genau das würde auch für Google gelten. Sicher! Es trifft hier keinen Armen, aber da hauptsächlich Suchmaschinen für den geldbringenden Traffic sorgen, grenzt eine Einschränkung hier wohl an Selbstverletzung. Also keine Snippets mehr oder zahlen. Befürworter der Linksteuer begründen ihren Standpunkt damit, dass es sich hierbei um inhaltlichen Diebstahl handelt, wenn keine Lizenzierung vorliegt.
In Deutschland ging der Schuss nach hinten los
Am deutschen Beispiel sieht man klar, dass das Leistungsschutzrecht so einiges an Tücken bereithält. Das Recht ist dort gültig und nachdem Google News nicht mehr verlinkt hatte, kam es zu einem signifikanten Einbruch für deutsche Medien. Dieser wurde dann mit einer kostenlosen Lizenz für Google wieder ausgebügelt. Nach dem Prinzip der Logik hätte man sich die Schritte also sparen können. Wenn das Ganze nur dazu dient ein Bewusstsein für das Eigentum von Rechteinhabern zu schaffen, ist es nachvollziehbar, aber für den Praxistest und den Mehrwert der Internetkultur gibt es wohl noch einiges zu überdenken.
Fazit
Ob die EU in punkto Urheberrecht den Kurs ändern oder ganz zurücksegeln wird und wie es mit Google News in Zukunft weitergehen wird, zeigt sich vermutlich im Laufe der nächsten Monate. Es bleibt auf jeden Fall spannend. Der digitale Raum kann nicht rechtsfrei sein, aber auch ein Internet, das sich im Wandel befindet, soll sich an seinem Ursprung orientieren. Frei zugängliche Informationsgröße und globale Vernetzung, die sich nicht nur auf räumliche Distanzen bezieht. Ein enorme Diskursvielfalt mit Millionen von Referenzen und Interferenzen. Eine intellektuelle und kreative Grundlage von der ein Großteil der Gesellschaft profitiert. Save the internet!
Quelle: Standard.at; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 29. Januar 2019