Wo bleibt da der Datenschutz? FBI darf Datenbanken von Family Tree DNA nutzen

Bei dieser Zusammenarbeit schrillen die Alarmglocken von Datenschützern garantiert: Wie Buzzfeed berichtet, genehmigt eine der größten DNA-Analysenfirmen dem FBI die Nutzung seiner umfassenden Datenbank. Family Tree DNA macht dies freiwillig. Das Unternehmen möchte bei der Aufklärung von Verbrechen helfen.

Vor allem in den USA ist es gang und gebe, seinen Familienstammbaum auszuforschen. Dazu braucht es keine intensiven Recherchen mehr. Private DNA-Analyse-Firmen bieten mittlerweile DIY-Kits für zuhause an, um DNA-Material testen zu lassen und so Verwandte zu finden.

Mehr als 1 Mio. Datensätze

Family Tree DNA zählt zu den größten Anbietern auf diesem Markt. Das Unternehmen „sammelt“ seit Daten und hat mittlerweile nach eigenen Angaben eine Datenbank von 1.021.774 DNA-Datensätzen. Bei Konkurrenten wie Ancestry.com oder 23andMe gehen diese Zahlen allerdings noch weiter nach oben. Hier spricht man von 10 bzw. 5 Millionen Profilen.

Dem Täter gleich viel näher

Aber auch 1 Million Datensätze sind nicht zu unterschätzen. Und natürlich ziemlich interessant für Strafverfolgungsbehörden. Denn mit einer derartigen Datenbank kann DNA von einem Tatort mit einer riesigen Menge an möglichen Verwandten abgeglichen werden. Dem Täter kommt man vielleicht so näher. Es hat in der Vergangenheit in diesem Sinne bereits Erfolgsbeispiele bei Cold Cases des FBI gegeben. So konnte u.a. der Golden State Serienmörder 2017 durch einen solchen DNA-Abgleich überführt werden.

Als erste private Firma freiwillige Hilfe für das FBI

Damals musste der Mutterkonzern von Family Tree DNA aber zur Herausgabe von Daten noch gerichtlich gezwungen werden. Heute sieht das anders aus. Wie BuzzFeed herausgefunden hat, unterstützt das DNA-Analyse-Unternehmen als erste Privatfirma das FBI mittlerweile freiwillig. Und das bereits seit letztem Herbst. Bisher hatten Behörden nur die Möglichkeit, öffentliche DNA-Datenbanken einzusehen.

Kunden wurden nicht informiert

Die Behörde hat zwar keinen direkten Zugriff auf die genetischen Profile in der Datenbank. Aber sie lässt Family Tree DNA für bestimmte Proben nach Übereinstimmungen (Verwandtschaftsverhältnissen oder sogar direkten Treffern) suchen. Die Kunden wurden über dieses Vorgehen allerdings nicht informiert. Womit wir auch schon beim Thema Datenschutz wären. Dieser ist so natürlich stark beeinträchtigt. Datenschützer sehen darin einen gefährlichen Präzedenzfall in einer Welt, wo DNA-Test-Kits quasi schon ein Haushaltsprodukt darstellen.

„Schneller als jemals zuvor“ Verbrechen aufklären

Family Tree DNA sieht das freilich anders. Gegenüber BuzzFeed gab das Unternehmen an, Strafverfolgungsbehörden dabei zu unterstützen „schwere Verbrechen schneller als jemals zuvor zu lösen.“ Dies sei bereits in weniger als zehn Fällen passiert. Es sei Kunden außerdem möglich, ihre Daten zu deaktivieren. Damit wären sie aus der Suche ausgeschlossen. Was aber wiederum dem Sinn des Ganzen widerspricht. Denn eigentlich wollen die Kunden ja mit ihrer Teilnahme an der DNA-Datenbank Verwandten aufspüren.

Kunden fühlen sich in Privatsphäre verletzt

Zumal die Zusammenarbeit mit dem FBI den Kunden ja überhaupt nicht bekannt war. Die meisten Profile wurden weit vor dieser Kooperation angelegt. Entsprechen negativ auch die Reaktionen der Kunden. Diese fühlen sich hintergangen und in ihrer Privatsphäre verletzt, wie Statements gegenüber BuzzFeed zeigen. Wobei die Nutzung der Datenbank jedem offen steht. Auch nicht zahlenden Kunden.

Kritik kommt aber auch von Experten wie der britischen Genealogin Debbie Kennett: „Ich wäre absolut dagegen, dass Family Tree DNA Strafbehörden einen offenen Zugang zu ihrer DNA-Datenbank ermöglicht. Ich empfinde es als falsch, dass Behörden eine Datenbank ohne das Einverständnis der Konsumenten nutzt.“

Family Tree DNA sieht sich im Recht

Was die Privatsphäre-Richtlinien des Unternehmens betrifft, so sieht Präsident Greenspan kein Problem. Diese wurden Ende 2018 entsprechend angepasst. Das Nutzungsrecht der Datenbank durch Strafverfolgungsbehörden für schwere Verbrechen wurde inkludiert.

Greenspan erklärte, dass das FBI ja auch Accounts anlegen könnte wie jeder andere Nutzer, um seine Proben abzugleichen. Das FBI würde auf diesem Wege dieselben Informationen erhalten wie in der Zusammenarbeit mit Family Tree DNA. Zusätzliche Daten wären nur mit einem Gerichtsbeschluss möglich, wie es auch beim Golden State Killer der Fall war.

Quelle: buzzfeed.com; Foto: pixabay.com


Erstellt am: 8. Februar 2019

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