Ja, gemeint ist wirklich DER Mark Zuckerberg, der Papa von Facebook. Dieser Artikel ist keine Satire, sondern ernst gemeint. Nachdem Facebook immer wieder auf den Radar der Datenschützer und Persönlichkeitsrechtler geraten war, gibt sich Mark nun ganz brav als einer von ihnen. Voll des Lobes für die europäische Datenschutzgrundverordnung, möchte er die DSGVO doch glatt als Prototypen für die ganze Internet-Welt anwenden.
Zuckerberg spielt Anwalt für Datenschutzrecht
Tolle Ideen äußerte Herr Zuckerberg gegenüber der Washington Post und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Sinngemäß seien nationale Regulierungen ja ein guter Anfang, aber es brauche einen „gemeinsamen globalen Rahmen, um die Fragmentierung des Internets zu verhindern, damit Unternehmer nützliche Produkte entwickeln können und alle Menschen den gleichen Schutz erhalten. Wir brauchen klare Regeln, wann Informationen im öffentlichen Interesse genutzt werden können und wie wir mit neuen Techniken – zum Beispiel der Künstlichen Intelligenz – sowie Datenschutz umgehen wollen“. Auch sollte politische Manipulation ausgeschlossen werden, indem „einheitliche Standards für die Verifizierung politischer Akteure“ entwickelt werden
Ganz neue Töne
Diese Worte gehen runter wie Öl, wenn man an die eine oder andere Geschichte denkt, die Facebook verzapft hat. Da wäre der Cambridge Analytica Skandal, der 2016 bekannt wurde und bei dem eventuell auch deine Daten an besagte Firma zur Analyse gelangten. Falls du betroffen warst, wirst du es nicht erfahren, denn Facebook informierte niemanden darüber. Politische Werbung sieht man bei Facebook auch nicht gern, weshalb massenhaft Accounts gelöscht werden, sobald eine Wahl ansteht. Die Möglichkeiten zur Direktübertragung soll eingeschränkt werden, nachdem das Massaker von Christchurch live gestreamt und innerhalb kürzester Zeit massiv geteilt wurde. Nicht zu vergessen sind die immer wieder auftauchenden Beweise, dass Facebook deine Daten, wie zum Beispiel deine Handynummer, verkauft. Aber Moment, davon war von Seiten Mark Zuckerbergs gar nicht die Rede! Genauso wenig äußerte er sich zur Forderung, Whatsapp von Facebook abzuspalten.
Gefällt mir! Wann ist es denn soweit?
Ja, das ist eine sehr gute Frage. Wahrscheinlich, wenn Weltfrieden herrscht, die Hölle zufriert und wir jeden Morgen mit UFO´s zum Bäcker fliegen. Das dauert noch eine Weile. Mindestens! So schnell, wie der technische Fortschritt voranschreitet, so langsam geht es mit Internetregulierung, Datenschutz und Menschenrechten voran. Mark Zuckerberg kann man viel nachsagen, aber auf den Kopf gefallen ist er nun wirklich nicht. Angesichts der vielen Kritik, die seine Plattform einstecken musste, wählte er die Flucht nach vorn und forderte gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ und anderen Zeitungen: „Wir müssen die Regeln für das Internet neu aufstellen, um das Gute zu bewahren.“ Eine „aktivere Rolle von Regierungen und Regulierungen“ sei dabei nötig.
Warum Skepsis angebracht ist
Ach, wie schön, denkst du dir als argloser Leser. Die machen das schon! Es wäre ja auch zu schön, wenn sich Regierungsvertreter und Lobbyisten rund um den Globus versammeln und sich über unseren virtuellen Schutz einigen. Vorbei die Überwachung, vorbei die Desinformationskampagnen, Schluss mit Datenkraken. Und als Datenschutz-Prophet in wallender Robe kein Geringerer als Mark, dessen heilige Schrift plötzlich aus dem Datenschutzrecht besteht, das er bislang so ziemlich konsequent ignoriert hat. Angesichts der Skandale allein schon während der vergangenen Jahre ist diese Vorstellung ziemlich bizarr. Wenn du 1 und 1 zusammenzählst, beschleicht dich nicht auch das dumpfe Gefühl, dass jemand einfach nur heiße Luft von sich lässt und die Gemüter besänftigen will, die gerade noch über die Zerschlagung und Entmachtung von Facebook diskutieren? Netter Versuch!
Quelle: heise.de; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 11. April 2019