Ein neuer Bericht des britischen Untersuchungsausschusses zeigt im Detail auf, dass Facebooks VPN-App Onavo die User ausspioniert hat. Ziel war es, via User und deren Handy-Aktivitäten an Daten über den Mitbewerb zu kommen.
Der Bericht des Gremiums umfasst mehr als 100 Seiten und hat so einiges zu bieten. Laut den Erstellern hat Facebook bewusst und absichtlich sowohl den Datenschutz als auch das Wettbewerbsrecht missbraucht. Neben der Kompromittierung der Privatsphäre der User klärt der Bericht auch über den Einfluss von Facebook Fake-News auf Wahlen auf.
Insiderwissen durch Daten
Das Gremium hält fest, dass Facebook durch die Verwendung von Onavo – das eigentlich als Extra-Schutz für User beworben wurde – „App-Verwendungsdaten von seinen Usern sammeln konnte, um auszuwerten, wie viele Menschen Apps downgeloadet haben und auch, wie oft sie diese nutzten.“
Wertvolle Infos über Konkurrenz
Darüber hinaus steht in dem Bericht: „Dieses Wissen half ihnen zu entscheiden, welche Unternehmen gut liefen und lieferte ihnen damit unschätzbar wertvolle Daten über mögliche Konkurrenten. Sie konnten sie diese Firmen dann akquirieren oder jene schließen, die sie als Gefahr sahen.“ Auf einer dem Bericht beigefügten Grafik ist zudem eine Analyse der durch Onavo gesammelten Daten zu sehen. Diese zeigt auf, wie oft Facebook Apps und rivalisierende Services genutzt wurden. Ganz schön heftig, oder?
Ernsthafte Rivalen „ganz zufällig“ akquiriert
Sehr interessant in diesem Zusammenhang sind natürlich die Übernahmen bzw. Käufe, die Facebook in den letzten Jahren getätigt hat: 2013 wollte Facebook seinen Rivalen Snapchat für 3 Milliarden Dollar kaufen. Ein Jahr zuvor hatte sich der Konzern bereits Instagram für eine Milliarde Dollar unter den Nagel gerissen. 2014 folgte dann die erfolgreiche Akquisition von WhatsApp – für schlappe 19 Milliarden Dollar. Zufall oder Entscheidungen aufgrund der Onavo-Userdaten?
Willst du mir Böses? Dann drehe ich dich ab!
Der Report berichtet außerdem darüber, wie der Konzern Konkurrenten den Zugang zu seinen Services plötzliche verwehren konnte. Ein solches Beispiel soll Vine gewesen sein: 2013 wurde Mark Zuckerberg darüber informiert, dass sein Social Media-Konkurrent Twitter das Vine Video-Service gelauncht hatte. Das E-Mail, das Zuckerberg erhielt, teilte ihm mit, dass Twitter Vine erlauben würde, Freunde auf Facebook zu finden.
„Sofern niemand Einsprüche erhebt, werden wir ihren Friends API Zugang heute noch abschalten,“ so das E-Mail. Dieser Schritt würde Vine-User davon abhalten, ihre Facebook-Freunde zum Service einzuladen. Was sagte Big Boss Zuckerberg dazu? „Passt, macht es.“ 2016 entschied sich Twitter dazu, Vine zu eliminieren.
„Whitelist“: Zugang zu Userdaten für Netflix & Co
Ein weiteres Highlight des Reports im negativen Sinne: Im November 2013 sollen mehr als 5.000 Apps bzw. deren Macher auf Facebooks „Whitelist“ gewesen sein. Das bedeutet, dass sie einen speziellen Zugang zu Userdaten und den Daten von Freunden dieser User erhalten konnten. Unter diesen Firmen waren unter anderem Netflix und Airbnb.
Ein E-Mail von Mark Zuckerberg aus Oktober 2012 unterstrich seine Skepsis über das Risiko von Datenleaks zwischen Facebook App-Entwicklern: „Ich glaube, wir leaken Infos an Entwickler, aber ich kann mir keine Situation vorstellen, wo diese Daten von einem Entwickler zum anderen geleakt und zu einem echten Problem für uns wurden.“
Zugang zu Daten für Entwickler
Der Bundesausschuss sagt, dass der Social Media-Gigant Entwicklern „ohne klares Einverständnis“ Zugang zu Userdaten gegeben hätte. Damit bezieht sich der Bericht auch auf den Cambridge Analytica Datenskandal, der letztes Jahr aufgedeckt wurde. In diesem Fall wurden Userdaten in Form eines Persönlichkeitstests gesammelt, um Profile potenzieller Wähler anzulegen.
Quelle: bbc.com; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 24. Februar 2019