Google stand mit seiner chinesischen Suchmaschine Dragonfly („Libelle“) monatelang im Kreuzfeuer der Kritik. Denn mit Dragonfly sollte eine Suchmaschine entwickelt werden, welche die staatliche Zensur Chinas erfüllt. Und diese Vorgaben sind alles andere als userfreundlich und stärken die Regierungs-Überwachung. Daraufhin hat Google die Arbeiten eingestellt. Allerdings soll dies nicht der Wahrheit entsprechen …
Nicht nur die Öffentlichkeit war über Googles Ansinnen einer Zensur-Suchmaschine empört. Auch viele Google-Mitarbeiter konnten sich mit Dragonfly überhaupt nicht anfreunden. So ist es nun auch nicht verwunderlich, dass diese intern auf eigene Faust Nachforschungen betrieben haben. Mit dem Ergebnis, dass Google anscheinend keineswegs wie angekündigt die Arbeiten an Dragonfly beendet hat – das berichtet The Intercept mit Verweis auf interne Google-Quellen.
Bereits seit 2010 kein Google mehr in China
„Faktisch beendet“ sei das Projekt, behauptete Google noch im Dezember letzten Jahres. Mit Dragonfly wollte der Konzern den chinesischen Markt rückerobern. Denn China hatte Google bereits im Jahr 2010 verbannt, weil die Suchmaschine Ergebnisse nicht zensierte. Deswegen: Weg mit dem freien Internet, her mit der Zensur. Dachte sich der Konzern und startete seine Arbeiten an einer neuen chinesischen Suchmaschine.
Vertuschung oder die Wahrheit?
Nach der internen Kritik und angeblichen Einstellung des Projekts übt sich Google anscheinend in Vertuschung. Das geht aus einem E-Mail von Google-Manager Caesar Sengupta hervor, das The Intercept in die Hände gespielt wurde. Darin steht, dass die Dragonfly-Entwickler anderen Kostenstellen zugeordnet würden. Dass sie nicht mehr an der Suchmaschine arbeiten, wurde allerdings laut Intercept-Quellen nicht kommuniziert. Laut einem Google-Mitarbeiter sind nach wie vor Hunderte Mitarbeiter auf der Dragonfly-Kostenstelle.
Noch im Februar Code-Änderungen bei China-Apps
Da wurden Dragonfly-kritische Mitarbeiter hellhörig und machten sich auf die Suche nach dem tatsächlichen Projektstatus. Dabei durchstöberten sie Server von Google und entdeckten Hinweise, dass noch immer an den beiden Google-Apps Longfei und Maotei entwickelt wird. Diese sind für iOS und Android in China gedacht. Es gab bei beiden Apps Code-Änderungen – auch noch heuer im Februar. Das heißt, es wird noch daran gearbeitet. Der Informant sieht dies allerdings nicht so kritisch: „Ich glaube immer noch, dass das Projekt tot ist. Aber wir warten immer noch auf eine Erklärung von Google, dass Zensur inakzeptabel ist und dass wir nicht mit Regierungen zur Unterdrückung ihrer Bevölkerung zusammenarbeiten.“
Quelle: golem.de; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 8. März 2019