Immer wieder wird uns gezeigt, dass Passwörter heute oft nicht mehr das Maß der Dinge sind. Neue Technologien, v. a. aus der Biometrik, versprechen stattdessen „echte“ Sicherheit. Venenscanner gehören dazu und finden vielerorts Einsatz – beispielsweise in chinesischen Bankomaten oder auch beim BND. Dumm nur, dass Hacker es trotz der vielgepriesenen Sicherheit geschafft haben, den Scanner zu überlisten …
Menschliche Venenmuster als Schlüssel
Anstatt Ziffern-/Buchstaben-/Sonderzeichen-Kombinationen von Passwörtern setzt ein Venenscanner auf fortschrittliche Technik: Der Schlüssel sind die Venenmuster eines Menschen. Diese sind einmalig und eignen sich deswegen auch ideal zur Identifizierung – ebenso wie die Iris des Auges. Ein Venenscanner durchleuchtet nun die Hand mit Infrarotlicht und vergleicht das Ergebnis des Scans mit eingespeicherten Mustern. Nachdem man die Venen nicht einfach so ablichten kann (wie beispielsweise einen Fingerabdruck) gilt das System als sicherer.
Neue Herausforderung für Hacker Starbug
Ein gefundenes Fressen für Sicherheitsforscher! Der Berliner Starbug hat sich mit seinen Hacks einen Namen in der Szene gemacht, er hat bereits Apples Touch ID und die Iriserkennung eines Samsung Galaxy-Handys ausgetrickst. Jetzt also Venenerkennung, eine neue Herausforderung.
Einmal schnell Spiegelreflexkamera umbauen
Aber kein Problem für den Hacker, wie er beim 35. Chaos Communication Congress (35C3) eindrucksvoll zeigte. Auch Venenerkennung ist nicht sicher vor Angreifern! Allerdings bedarf es dabei einigen Erfindungsreichtums. Auftrag Nummer 1 war es, überhaupt an ein Venenmuster heranzukommen. Normal fotografieren funktioniert zwar nicht, aber wenn man den Infrarotfilter aus einer Spiegelreflexkamera ausbaut, hat man schon das passende Tool. Denn durch die unterschiedliche Reflexion werden die Venen am Foto dunkler dargestellt. Et voila – schon hat man sein Muster. Wie der entsprechende Kamera-Umbau funktioniert, zeigen sogar Videos auf YouTube.
Täuschend echte Wachshand
Nun hat man also das notwendige Venenmuster. Fehlt? Eine passende Hand! Warum nicht einfach basteln? Genau das dachte sich auch Starbuck und entschied sich für Wachs als Material seiner Wahl. Auf die gelbe Wachshand kommt das Foto des Musters, darüber nochmals rotes Wachs, um dem Scanner echte Haut vorzutäuschen. Das funktioniert laut dem Sicherheitsforscher zwar nicht mit jedem Drucker, aber bei vielen. Beispielsweise bei den marktführenden Produkten von Fujitsu und Hitachi. Im Video kannst du genau sehen, wie Starbug das Ganze angegangen ist.
Die beiden Technologie-Riesen reagierten höchst unterschiedlich auf den Hack: Fujitsu hält den Diebstahl von Handvenenmuster für „nicht durchführbar“. Außerdem habe Starbug unter unrealistischen Bedingungen bzw. Einstellungen gearbeitet. Hitachi hingegen verhielt sich sehr bemüht.
Systeme „richtig schlecht“
Wie man es auch dreht und wendet, Starbugs hat eine klare – äußerst negative – Meinung: „Die aktuellen Systeme der beiden Hersteller sind richtig schlecht, besonders, da sie als Hochsicherheitssysteme angepriesen werden.“ Vielleicht sind unser aller Passwörter doch nicht ganz so schlecht …
Quelle: spiegel.de; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 27. April 2019