Dieser Trend ist richtig heftig: Cyberkriminelle machen sich neuerdings einen Sport daraus, in sensible Netzwerke einzubrechen, um die Identitäten von Kindern zu stehlen und im Darknet zu verkaufen. Damit können sich Betrüger eine saubere Kredithistorie schaffen. Für die Betroffenen selbst bedeutet das letztendlich ein negatives Kredit-Rating von Kindesbeinen an, ohne dass sie jemals etwas mit einer Bank zu tun hatten …
Dass persönliche Daten in Breaches permanent geleakt werden, ist nichts Neues. Wieso also Daten von Kindern stehlen? Ganz einfach: Kinder haben keine Kredit-Geschichte. Sie bieten also einen Freifahrtschein für betrügerische Einkäufe, Kredite und andere Transaktionen, die bei Identitäten von Erwachsenen bereits beeinträchtigt sein könnten. Im Darknet werden „frische“ Daten besonders hoch gehandelt, um sie richtig schön ausnutzen zu können. Daten von (besonders jungen) Kindern sind im Normalfall besonders „frisch“, weil sie noch nie zuvor in Datenlecks aufgetaucht sind.
Vollständige Kid-IDs inklusive Sozialversicherungsnummer
Im Darknet werden diese Daten als „Child Fullz“ angeboten – vollständige Identitäten-Pakete mit Informationen über die Opfer inklusive Name, Geburtstag, Adresse und Sozialversicherungsnummer. Also im Endeffekt alles, was Betrüger für ihre Taten benötigen, zum Preis von nur 25 Dollar pro Kind. Die Nachfrage an solchen Daten steigt auf den Marktplätzen im Darknet. Einer der Verkäufer, welcher regelmäßig derartige Daten offeriert, behauptet, sich in die Datenbanken von Kinderärzten in den USA gehackt zu haben und bietet seinen Käufern Daten von vierjährigen Kindern.
Straftaten erst bis zu 20 Jahre später aufgedeckt
Besonders begehrt sind dann auch noch die Daten der zugehörigen Familie. Denn damit können die Kriminellen ein wunderbares Gesamtbild zeichnen. Laut Sicherheitsexpertin Emily Wilson ist das Ganze richtig gruselig. Denn in den meisten Fällen werden diese Straftaten erst 10, 15 oder sogar 20 Jahre später entdeckt. Denn wer würde die Kreditwürdigkeit eines Kindes prüfen? Und genau darauf baut dieser Betrug auf.
Daten eines Babys für einen Kredit? Kein Problem!
Die Cyberkriminellen schaffen eine künstliche ID rund um die gestohlenen Daten, aber die Sozialversicherungsnummer bleibt. Damit und mit einer sauberen Kreditgeschichte können die Betrüger an Banken herantreten, um Kredite oder andere Finanzgeschäfte zu beantragen. Und es hindert sie auch niemand daran. Denn laut Wilson gibt es keinerlei Prüfungen, ob sie Daten eines Babys nutzen. In den USA reicht für eine gewisse Menge an kleineren Krediten überhaupt meist nur eine Sozialversicherung aus, weitere Daten werden gar nicht geprüft.
Um dieses Darknet-Geschäft einzudämmen, sind vor allem Banken und Händler gefragt. Wenn diese höheren Sicherheitsvorkehrungen für Transaktionen schaffen und Prüfungen durchführen, sind derartige Betrügereien weitaus schwieriger durchzuführen. Aber wie lange dauert, bis derartige Schutzmaßnahmen umgesetzt sind? Und wie viele Kinder werden in der Zwischenzeit ihrer Identität beraubt?
Quelle: ZDNet.com; Foto: pixabay.com
Erstellt am: 30. März 2019